Gleich zwei neue Ehrenmitglieder
Der Turnverein Huttwil organisierte am letzten Samstag im Hirten-Saal die Delegiertenversammlung des Turnverbandes Bern Oberaargau-Emmental (TBOE).
Präsident Patrick Locher konnte 116 Anwesende begrüssen. Pamela Probst (TV Oberburg) und Stefan Bögli (TV Koppigen) wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Ehrungen für spezielle sportliche Leistungen erhielten Heidi Graber (TV Huttwil) und Parasportler Heinz Frei (TV Oberbipp).
Von Stefan Leuenberger
«Ensemble» lautet das Motto des Eidgenössischen Turnfestes vom 12. bis 25. Juni 2025 in Lausanne, dem grossen Turnsport-Highlight im nächsten Jahr. «Zusammen soll auch das Motto der Delegiertenversammlung des Turnverbandes Bern Oberaargau-Emmental lauten», begrüsste Verbandspräsident Patrick Locher die 116 Anwesenden (darunter 98 Stimmberechtigte) im Hirten-Saal mitten im «Huttu-Städtli». Das 33-jährige Mitglied vom Turnverein Trubschachen leitete absolut souverän durch die Versammlung. Sämtliche Traktanden arbeitete Locher professionell und praktisch ohne auf sein Manuskript zu schauen auf unterhaltende und klar verständliche Weise ab. Anlässlich der 150-Jahr-Feierlichkeiten übernahm der Turnverein Huttwil unter der Leitung der Präsidentin Christa Leuenberger die Organisation der diesjährigen Verbands-DV.
71 Mitgliedervereine
Mit einer Schweigeminute wurde gleich zu Beginn den verstorbenen Ehrenmitglieder Rosette Rodel, Erwin Christen, Karl Abderhalden und Willy Kaser sowie allen weiteren verstorbenen Mitglieder gedacht. Hans Peter Burkhard (STV Langenthal) überbrachte die Grüsse der Turnveteranen-Vereinigung. Die Versammlung konnte drei Fusionen vermelden. Beim TV Hasle (aus MTV Hasle und DTV Hasle) und beim TV Oberburg (aus DTV Oberburg und TV Oberburg) ist das Zusammengehen bereits erfolgt. Im Januar wird es beim TV Gondiswil (aus TV Gondiswil und FTV Gondiswil) so weit sein. Neu in den TBOE aufgenommen wurde der Verein Rhythmische Gymnastik Dia D Emme aus Burgdorf. Damit besteht der Turnverband aus 71 Mitgliedervereinen mit 13 121 Turnenden. Vor 20 Jahren bestand der TBOE noch aus 118 Vereinen. «Diese Abnahme ist nicht so schlimm, weil sie vor allem auf die Fusionen zurückzuführen ist. Heute wollen die Turnvereine Synergien nutzen», so Locher verständnisvoll. «Die Anzahl der Mitturnenden hat sich nur minim verringert.» Der Turnsport erfreut sich nach wie vor grosser Beliebtheit. Fast jede Gemeinde im TBOE-Gebiet verfügt über einen Turnverein. «Und für die Zukunft stimmt zuversichtlich, dass es im TBOE bei der Sparte Jugend leicht mehr Mitmachende gibt als bei den Aktiven», verkündete Patrick Locher.
Jugitag-Neuerungen testen
Beim Rückblick auf das Verbandsjahr 2024 wurden einige Punkte herausgepickt. Hiefür gaben Christine Will (Ressort Dienste), Michael Blaser (Team Homepage) und Janine Schärer (Team Jugitage der Zukunft) auf der Hirten-Bühne Antworten auf Fragen von Patrick Locher. Im Ressort Dienste stand die Zukunft der Jugitage im Fokus. «Wir wollen den jungen Turnenden attraktive und kompetitive Wettkampfmöglichkeiten bieten und gleichzeitig Jugitage veranstalten, die alle Mitgliedervereine ausrichten können», so Christine Will (TV Ursenbach). «Eine Umfrage zeigte allerdings, dass die Jugitage in der jetzigen Form geschätzt werden», erklärte Janine Schärer vom heimischen TV Huttwil. «Trotzdem planen wir zu den herkömmlichen Jugitagen sogenannte Probe-Jugitage, an welchen wir Neuerungen ausprobieren können, bevor wir sie ins Jugitag-Programm aufnehmen», so Verbandsmitarbeiterin Schärer.
«Sehr glücklich bin ich über die Aufschaltung der neuen Homepage. Die Realisierung dieses Projekts war mir sehr wichtig. Durch die vereinfachte Struktur ist das Gesuchte nun viel leichter zu finden als vorher», freute sich der Verbandspräsident. «Wir haben darauf geschaut, dass die neue Homepage nicht überladen wird», informierte Creator Michael Blaser (TV Trubschachen). Ein grosses Dankeschön sprach Patrick Locher den Turnerinnen und Turnern aus, die in den Projekten «Jugitage der Zukunft» und «Homepage», sowie im Team Turnfest mitgearbeitet haben.
Projekt Turnverband Kanton Bern
Mit der Auflösungs-Delegiertenversammlung ging in Studen im März 2002 die 154-jährige Aera des Berner Kantonalturnverbandes zu Ende. Fortan gab es nur noch die Regionalverbände. Nun soll das gemeinsame Turnen im Kanton Bern zurückkehren, wobei die Eigenständigkeit der Regionalverbände bewahrt würde. «Zum Teil wird das Turnen im Bereich der Ausbildung und der Wettkämpfe bereits heute regionalverbandsübergreifend praktiziert. Synergien und Know-How soll genutzt werden und das Ehrenamt, wenn immer möglich ressourcenschonend eingesetzt werden», erklärte Patrick Locher. In den nächsten Jahren soll dieses Projekt realisiert werden. Es existiert bereits die Vision eines Kantonalen Turnfests 2030 in Bern.
Unterstützung für abgesagtes Turnfest
Ein dunkles Kapitel im Turnjahr 2024 war die Absage des Verbandsturnfests in Madiswil. Wegen viel zu wenigen Anmeldungen musste die Streichung des Grossanlasses erfolgen, was dem TV Madiswil einen Verlust von 12 000 Franken bescherte. Die Versammlung beschloss einstimmig, 5000 Franken vom Verlust zu übernehmen. Die Jahresrechnung schloss mit einem Verlust. Der TBOE steht allerdings auf finanziell gesunden Beinen.
Famoses Duo Graber/Frei
«Glaube an dich. Folge deinem Herzen, sei mutig, vertraue auf deine Stärken, geniesse jede Sekunde und höre niemals auf zu Träumen.» Mit diesen Worten nahm Vorstandsmitglied Pamela Probst (TV Oberburg) in ihrer letzten Amtshandlung die sportlichen Ehrungen vor. Gleich vier Nachwuchs-SM-Titel holte der Sportklub Langnau. Alisha Schafroth (80 m Hürden U16 Hürden und 60 m Hürden U16 Halle), Jelena Schranz (400 m U18) und Hanna Hirsbrunner (400 m Hürden U18) waren schweizweit die Besten. Sogar Masters-Weltmeisterin im Speerwerfen in ihrer Alterskategorie wurde die einheimische Heidi Graber vom TV Huttwil. Die 81-jährige Wurfspezialistin, die viermal wöchentlich trainiert, ist ein Phänomen. Sie hat in ihrer Seniorinnen-Leichtathletik-Karriere bislang 88 Schweizer-, fünf Europa- und vier Weltmeistertitel gewonnen und hat acht Schweizer Rekorde aufgestellt. Die völlig geerdete Heidi Graber erntete von der Versammlung den gleich langen und anerkennenden Applaus wie die Schweizer Rollstuhl- und Handbikesport-Legende Heinz Frei. Der 66-jährige Oberbipper hat im September seine 46-jährige Sportkarriere beendet. Mit 35 Olympischen Medaillen (15 x Gold), 14 WM-Titeln und 112 Marathon-Siegen gehört Heinz Frei zu den erfolgreichsten Schweizer Sportlern aller Zeiten. «Mein Bezug zum Turnen war immer da. Meine Karriere begann in der Jugendriege des Turnvereins Oberbipp», meinte das gerührte Ausnahmeathlet zu den Anwesenden. Weiter wurden an der DV ausgezeichnet: Sandra Hochstrasser Hatt und Simon Hasler vom TV Roggwil (SM-Titel Gymnastik Paare ohne Handgerät 30+), der Sportklub Langnau (SM-Titel LMM U16 und Olympische Staffel U18) sowie der TV Kirchberg (SM-Titel Jugend VGT/Gerätekombination).
Für den TBOE-Förderpreis standen drei gelungene Projekte der Vereine Gym Center Emme, TV Hindelbank und TV Trubschachen/TV Bärau zur Auswahl. Die Jury entschied sich für das Projekt «Der TV Hindelbank bewegt das Dorf». Es handelt sich dabei um mehr als nur ein Sportangebot. Es ist ein integratives Konzept, das Menschen jeden Alters und Fitnesslevels anspricht und die Dorfgemeinschaft zusammenbringt.
Verdienstvolle Funktionäre
Im zweiten Ehrungsblock wurden verdienstvolle Verbandsmitglieder ausgezeichnet. TBOE-Ehrenmitglied Thomas Müller (TV Roggwil) wurde vom extra angereisten Martin Hebeisen vom Zentralvorstand des Schweizerischen Turnverbandes die STV-Verdienstnadel verliehen. Christoph Keller (TV Koppigen) erhielt Lob für die Abwicklung der heute notwendigen Datenschutzbestimmungen. Karin Brand (TV Gondiswil) griff während 16 Jahren für den Verband in die Tasten und verfasste im Team Kommunikation viele interessante Berichte. Irene Grogg (TV Roggwil) legte ihr Kassierin-Amt im Team Spiele nach 15 Jahren ab. Ebenfalls nach vielen Jahren beendete Mila Jegerlehner (STV Langenthal) ihre Verbandsarbeit im Team Rhythmische Gymnastik. Jeanine Scherrer (TV Kirchberg) war im Verband während sieben Jahren im Team Einzelgeräteturnen tätig. Verdankt wurde die grosse Arbeit von Jelena Jeandrevin, dem – so Präsident Locher – «Gesicht des Turnverbandes». Die Huttwilerin leitet die TBOE-Geschäftsstelle. Zum neuen Verbandsrevisor wurde Adrian Leuenberger (TV Huttwil) gewählt.
Verbandsgrösse wird Ehrenmitglied
Sogar zum neuen Ehrenmitglied wurde Stefan Bögli vom TV Koppigen ernannt. Der «Mister Fachteste» im Turnverband wirkte während 14 Jahren im Team Turnfest für den TBOE. An sechs Turnfesten zeichnete der 49-Jährige für den Fachtest Allround verantwortlich. Das Beste kommt am Schluss. So war es auch an der DV des TBOE 2024. Mit Pamela Probst (TV Oberburg) wurde eine Verbandsgrösse aus dem Vorstand verabschiedet. Die Laudatio übernahm mit Bruno Schmidiger (TV Oberburg) ein Turner, der während sieben Jahren als TBOE-Präsident wirkte. Einer der turnerischen «Ziehväter» von «Pam» blickte emotional auf eine eindrückliche Karriere der Sportlerin und Funktionärin zurück. Die 44-Jährige holte im Jugendalter zwei SM-Medaillen in der Leichtathletik. 2002 gewann die geborene Mori am Eidgenössischen Turnfest in Basel in der Leichtathletik die Kategorie Sie+Er. 2005 schaffte «Pam» in Aarau SM-Gold im Mixed-Leichtathletik-Mannschaftsmehrkampf. Zudem holte sie SM-Gold mit der Gymnastik-Kleinfeld-Formation des Turnvereins Oberburg. «Pam ist eine ausserordentliche Turnerin, welche über Jahre hinweg mit grossen Leistungen und Engagement überzeugte», meinte Schmidiger.
Ihre Laufbahn als Funktionärin begann 1999 als Jugileiterin in der Leichtathletik. Für den TBOE stand Probst während 19 Jahren im Einsatz. Zuerst war sie im Ressort LA tätig (2001 bis 2007), ehe sie in die Abteilung Anlässe/Wettkämpfe wechselte (2013 bis 2016). 2017 übernahm Probst im Vorstand das Ressort «Personal». Mit einer Standing Ovation wurde die stets strahlende Powerfrau von der Versammlung zum neuen Ehrenmitglied gekürt. Ihre Nachfolge tritt mit dem 35-jährigen Christian von Allmen ein «Eigengewächs» von Pamela Probst an. Von Allmen besuchte bei «Pam» die Jugendriege. Später übernahm von Allmen beim TV Oberburg von Probst den Oberturner-Posten – und nun im Turnverband das Personal-Ämtli.
Im kommenden Turnjahr steht das «Eidgenössische» in Lausanne im Zentrum. Neben den gewohnten Verbandsanlässen sticht ein aussergewöhnlicher Event ins Auge: Im kommenden November organisiert der TBOE die STV-Abgeordnetenversammlung 2025 in Burgdorf, an der rund 200 Delegierte aus der ganzen Schweiz teilnehmen werden.
Nach 3 Stunden und 15 Minuten konnten die Anwesenden der DV in Huttwil zum wohlverdienten Apéro übergehen.